Manche Themen sind zugleich historisch und zeitlos – so wie Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“, das jetzt vom Theater Krefeld und Mönchengladbach auf die Bühne gebracht wurde. Es geht um zwei starke Frauen, beide Königinnen, die eine auf dem Thron, die andere im Kerker – und um allerhand Intrigen und Ränke. Die agierenden Figuren, wie Lord Leicester, Baron Burleigh oder der Graf von Shrewsbury, stehen für historische Persönlichkeiten aus dem England des 16. Jahrhunderts und sind zugleich exemplarische Charaktere: ein machtbesessener Opportunist, ein kalter Machttechniker und ein ehrlicher Patriot. Im Vordergrund stehen natürlich die königlichen Rivalinnen: Elisabeth I. Königin von England und Maria Stuart, exilierte Königin von Schottland, deren Konflikt schließlich mit der Hinrichtung Marias endet.
Umgesetzt wird der historische Stoff auf moderne und sehr eigenständige Art. Das Bühnenbild besteht aus einer Wand weinroter Polstersegmente, die von den Protagonisten immer wieder Kletterpartien erfordert. Die Kostüme leuchten in kräftigen Farben von Grasgrün bis zu einem kräftigen Pink. Genau diese Kontraste gefallen auch den vier jungen Frauen Nell Röttges, Diana Stein, Catharina Bröxges und Janka Hüne, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Theater absolvieren. Auf Zustimmung trifft auch die moderne Musik, in der Diana Stein Passagen aus Songs von Billy Eilish erkennt. Nell Röttges findet das gesamte Stück einfach wundervoll – und die Schiller’sche Sprache wesentlich verständlicher als erwartet. Das Spielen der Inszenierung mit dem Bühnenbild begeistert Catharina Bröxges. „Man fragt sich immer, durch welche Öffnung der nächste Schauspieler auf diem Bühne kommt“, erklärt sie. „Toll ist auch, wie die Emotionen rübergebracht werden.“
Nahe am Produktionsprozess ist Janka Hüne, die die Proben seit Beginn der Spielzeit begleiten durfte. „Ich fand es vor allem sehr interessant, wie sich das Stück innerhalb von nur zwei Wochen entwickelt hat. Wie viele Ideen entstanden sind und jetzt auf der Bühne umgesetzt wurden“, berichtet sie. Gut im Thema ist auch die Krefelder Schauspielerin Christina Wouters: „In der Pause habe ich mich auf die Begegnung von Elisabeth und Maria Stuart gefreut. Das Zusammentreffen der beiden starken Frauenfiguren ist für mich ein Höhepunkt des Stückes. Danach wird es noch dichter und das Tempo höher. Die Monologe von Elisabeth mit der Urteilsentscheidung und Maria Stuart vor der Hinrichtung sind für mich Highlights.“ Gut findet die Schauspielerin außerdem, dass nicht nur die beiden Königinnen im Vordergrund stehen, sondern auch die anderen Figuren markant gespielt werden, was durch die Kostüme und das Bühnenbild noch verstärkt wird. „Cool finde ich, dass die Akteure barfuß auf der Bühne stehen, und dass beim Bühnenbild mit den Höhen gespielt wird“, ergänzt Wouters.
Maria Stuart wird im Krefelder Theater bis Januar noch siebenmal gespielt. Ticktes unter: theater-kr-mg.de oder telefonisch unter: 02151-805-125.
Fotos: Michael Otterbein und Matthias Stutte